Menschen anhand ihres Fingerabdrucks oder ihrer Gesichtsgeometrie zu erkennen, ist alltäglich geworden. Forscher entwickeln zugleich weitere Verfahren, um Personen an Eigenschaften ihres Körpers oder ihres Verhaltens zu erkennen. Das kann nützlich sein, alarmiert aber auch Datenschützer.
Es ist noch gar nicht so lange her, da galt für TV-Serien und Filme aus dem Action-Genre: Jedes ernstzunehmende, unterirdische Geheimlabor hat einen Augen-Scanner an der Eingangstür. Und der Bordcomputer des Raumschiff Enterprise kann nicht nur Sprache verstehen, sondern die Sprecher allein an ihrer Stimme erkennen. Wie futuristisch!
Alle diese Beispiele fallen in die Kategorie der «biometrischen Erkennungsverfahren». Sie nutzen möglichst einzigartige, unveränderliche und leicht messbare Eigenschaften, um Menschen zu identifizieren. Die Methoden lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen, die als physiologisch/verhaltensbasiert, passiv/aktiv oder auch statisch/dynamisch bezeichnet werden.
Zugleich gehört Biometrie zu den Science-Fiction-Ideen, die heutzutage alltäglich geworden sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Leser dieses Artikels mindestens ein Gerät besitzen, bei dem sie sich über ihren Fingerabdruck oder eine Gesichtserkennungsfunktion anmelden. Und Smartspeaker bringen das Enterprise-Feeling für weniger als 50 Franken nach Hause.
Biometrische Verfahren haben sich durchgesetzt, weil sie so praktisch sind und die notwendige Technik zugleich preisgünstiger geworden ist. Sie ersetzen bisweilen andere Sicherheitsmechanismen wie Passwörter oder Zugangscodes, wenn etwa ein Smartphone unser Gesicht erkennt und sich automatisch entsperrt. In anderen Fällen ergänzen sie zum Beispiel Personalausweise, um sie noch besser gegen Fälschungen zu schützen.
Manche Erkennungsmethoden lassen sich allerdings ebenso zur Überwachung einsetzen, selbst ohne das Wissen der jeweiligen Person. Zu solchen und anderen Kritikpunkten gleich noch mehr.
Die schon genannten Methoden Fingerabdruck und Gesichtserkennung gehören zu den physiologischen Biometrie-Varianten: Sie messen also etwas an unserem Körper. Der bereits aufgeführte «Augen-Scan» gehört ebenso in diese Rubrik: Hier werden je nach Verfahren Details der Regenbogenhaut, die Blutgefässe im Auge oder auf der Netzhaut vermessen. Apropos Blutgefässe: Auch die Venenstruktur in der Hand oder im Fuss eignen sich dafür.
Weitere Methoden analysieren die Handgeometrie, die Struktur der Handlinien oder das Nagelbettmuster. Selbst die Form der Ohren ist einzigartig genug, um uns daran zu erkennen.
Und es mag etwas kurios anmuten, aber auch am Körpergeruch lassen sich Menschen identifizieren.
Nicht zuletzt ist unser Erbgut in Form der DNA zu Recht als «genetischer Fingerabdruck» bekannt. Hier braucht es allerdings eine Probe zur Untersuchung. Insofern ist diese Information nicht so einfach zu bekommen wie zum Beispiel die Geometrie unseres Gesichts.
Unterschrift und Handschrift gehören in diese Rubrik, überschneiden sich aber auch mit den verhaltensbasierten Verfahren.
«Aktive» Methoden schauen darauf, wie wir uns verhalten oder bewegen. Beim eben genannten Beispiel Unterschrift und Handschrift wird also nicht nur das Endergebnis ausgewertet: Vielmehr bezieht es detailliert mit ein, wie wir schreiben – der ausgeübte Druck, das Tempo, der Rhythmus. Zudem geht es nicht nur ums manuelle Schreiben: Auch das Tippverhalten auf einer Tastatur ist einzigartig genug, um es für eine Erkennung heranzuziehen.
Ein anderes Beispiel ist die Stimmerkennung, die idealerweise nicht nur die Tonlage untersucht, sondern zugleich wie die Person spricht: Pausen, Betonungen oder Aussprache sind weitere Messpunkte. Selbst die Lippenbewegungen sind von Mensch zu Mensch so unterschiedlich, dass sie zumindest zusätzlich zur Identifizierung dienen können.
Zu guter Letzt gehört der individuelle Gang dazu: Wir erkennen Menschen oftmals schon aus der Ferne daran, wenn sie uns sehr vertraut sind. Ebenso kann das ein Computer.
Kombiniert man Erkennungsverfahren wie die Gesichtsgeometrie oder die Gangart mit den inzwischen allgegenwärtigen Sicherheitskameras, lassen sich Bewegungsprofile von Personen erstellen. Der potenzielle Missbrauch dieser Techniken ist deshalb ein wesentlicher Kritikpunkt von Datenschützern. Die Grenze zwischen «aktiver Schutz der Bevölkerung» und «anlasslose Massenüberwachung» ist ihnen zu schnell überschritten. In einem früheren Artikel hatten wir bereits erklärt, warum die automatisierte Gesichtserkennung genau deshalb so vehement kritisiert wird.
Ausserdem warnen Experten, dass durch solche Erkennungsmethoden weitere sensible Daten miterfasst werden können, wie beispielsweise Geschlecht oder Ethnizität einer Person. Zudem sind nicht alle Verfahren so exakt, wie man sich das wünschen würde, wodurch Unschuldige ins Visier der Behörden geraten können.
Zudem wird darauf verwiesen, dass man biometrische Merkmale nicht ändern kann, wenn die gespeicherten Informationen in falsche Hände geraten. Kommt es zu einem Passwort-Datenleck, kann man sich schliesslich ein neues anlegen. Der eigene Fingerabdruck aber bleibt immer der eigene Fingerabdruck.
Natürlich lassen sich biometrische Daten geschützt abspeichern. Verschlüsselungen verschiedener Art kommen hier unter anderem zum Einsatz, um die Informationen für Datendiebe möglichst unbrauchbar zu machen. Zugleich sollen die Systeme besser erkennen können, wenn sie es mit Fälschungen zu tun haben, also beispielsweise manipulierten Fingerabdrücken.
Wie nahezu jede Technologie haben also auch die biometrischen Erkennungsverfahren zwei Gesichter: Einerseits helfen sie beispielsweise, den Zugang zu Gebäuden oder den Zugriff auf Geräte einfacher und bequemer abzusichern. Sie können ebenfalls die Arbeit der Polizei unterstützen. Andererseits lassen sich diese Methoden und die dadurch erfassten Informationen missbrauchen.
Deshalb sollte man diese Techniken nicht etwa pauschal verteufeln. Vielmehr kommt es darauf an, sie bewusst und gewissenhaft einzusetzen.
Biometrics Institute: Types of biometrics
Biometrics Institute: FAQs
Biometric Today: 21 Types of Biometrics with Detail Explanation